Nuklearmedizin & Radioligandentherapie – einfach erklärt

Viele Menschen haben Angst, wenn sie das Wort „radioaktiv“ hören. Das ist verständlich, denn wir kennen Strahlung meist aus negativen Zusammenhängen, wie bei Unfällen in Atomkraftwerken. In der Medizin – genauer gesagt in der Nuklearmedizin – wird Strahlung aber ganz gezielt und kontrolliert eingesetzt, um Krankheiten zu erkennen und zu behandeln.

Nov 13, 2025

Was ist Nuklearmedizin?

Die Nuklearmedizin ist ein moderner Bereich der Medizin, der spezielle Medikamente nutzt, die eine kleine Menge radioaktiver Substanz enthalten. Diese Medikamente helfen dabei, Krankheiten wie Krebs, Herz- oder Schilddrüsenerkrankungen genau zu finden und gezielt zu behandeln. Die radioaktive Substanz wird an ein „Trägermolekül“ gekoppelt, das die kranke Stelle im Körper erkennen und daran binden kann. Für die Diagnose kann die Strahlung mit speziellen Kameras sichtbar gemacht werden – so sieht man genau, wo die Krankheit sitzt. Für die Therapie wird die Strahlung genutzt, um gezielt krankes Gewebe zu zerstören, während umliegendes gesundes Gewebe weitgehend verschont bleibt.

Die Radioligandentherapie

Bei der Radioligandentherapie wird ein Wirkstoff (der „Ligand“) mit einer radioaktiven Substanz verbunden. Dieser Wirkstoff bindet gezielt an Tumorzellen und bringt die Strahlung direkt dorthin, wo sie gebraucht wird. So können Tumorzellen zerstört werden, während umliegendes Gewebe weitgehend verschont bleibt.

Häufige Mythen – und was wirklich stimmt!

Mythos 1: „Nuklearmedizinische Diagnostik ist experimentell und wenig zuverlässig.“

Fakt: Das stimmt so nicht! Verfahren wie die PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie) machen selbst kleinste Stoffwechselveränderungen im Körper sichtbar1. Marker wie FDG – ein radioaktiv markierter Traubenzucker – können im Rahmen der Diagnostik dabei helfen, Tumore frühzeitig aufzuspüren, ihre Ausbreitung zu beurteilen und Therapien zu überwachen2. Darüber hinaus können nuklearmedizinische Verfahren bei der Behandlung von Krebs zum Einsatz kommen: Radioaktive Substanzen können direkt in Tumorgewebe transportiert werden, um dort Krebszellen gezielt zu zerstören. Die Nuklearmedizin ist damit nicht nur ein etabliertes diagnostisches Werkzeug, sondern bietet auch zielgerichtete Therapiemöglichkeiten2.

Mythos 2: „Bei einer Krebsdiagnose ist die Chemotherapie die einzige und letzte Behandlungsoption.“

Fakt: Das stimmt so nicht! Die moderne Medizin bietet heute ein breites Spektrum an innovativen Therapien wie Immuntherapien, zielgerichtete Therapien und nuklearmedizinische Verfahren. Zu den bedeutendsten nuklearmedizinischen Therapien zählen die Radiojod-, Radioliganden- und Radionuklidtherapie3,4,5. Sie setzen das sogenannte Schlüssel-Schloss-Prinzip ein: Dabei binden radioaktiv markierte Moleküle gezielt an Krebszellen und zerstören diese „von innen“ heraus6. Nuklearmedizinische Verfahren ergänzen klassische Methoden und können weitere Perspektiven für Patient*innen mit spezifischen Tumorerkrankungen eröffnen.

Mythos 3: „Chemotherapie und nuklearmedizinische Therapien basieren auf demselben Wirkprinzip.“

Fakt: Nein, die Wirkprinzipien dieser Therapieformen unterscheiden sich grundlegend! Bei einer Chemotherapie verteilt sich das verabreichte Medikament im gesamten Körper, um schnell wachsende Zellen zu zerstören7,8. Nuklearmedizinische Therapien setzen radioaktive Moleküle ein: Sie binden gezielt an Tumorzellen und zerstören sie von innen. Dabei bleibt umliegendes Gewebe weitestgehend verschont8,9. Beide Verfahren sind wichtige Bausteine der modernen Krebstherapie und werden individuell auf die Situation der Patient*innen abgestimmt eingesetzt.

Mythos 4: „Nach einer nuklearmedizinischen Behandlung bin ich dauerhaft radioaktiv.“

Fakt: Das stimmt so nicht! Die eingesetzten Radioisotope zerfallen in der Regel schnell. Schon nach wenigen Stunden oder Tagen ist die Strahlung meist vollständig verschwunden. Geringe Restmengen werden über den Urin, Stuhl, Schweiß oder die Atemluft ausgeschieden8,10. Ärzt*innen geben Anweisungen, wie man die Ausscheidung beschleunigen11 kann, zum Beispiel viel Wasser trinken.

Mythos 5: „Ich gefährde nach der Behandlung meine Familie oder Freunde.“

Fakt: Das stimmt so nicht! Es gibt strenge Regeln, damit niemand gefährdet wird. Bei Untersuchungen ist die Strahlung in der Regel so gering, dass keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen nötig sind. Nach einer Therapie kann ein stationärer Klinikaufenthalt notwendig sein. Nach Entlassung sollten Behandelte für ein paar Tage Abstand zu Schwangeren oder kleinen Kindern halten– das ist jedoch nur vorübergehend notwendig.12,13

Nuklearmedizin einfach erklärt VIDEO

Das Video erklärt Schritt für Schritt, wie eine Behandlung in der Nuklearmedizin abläuft – von der ersten Beratung bis zur Nachsorge. Ziel ist es, Patient*innen und Angehörigen die Angst zu nehmen und Vertrauen in die Möglichkeiten der modernen Therapie zu schaffen. Allein in Deutschland wurden in den Jahren 2019 - 2021 über zwei Millionen nuklearmedizinische Untersuchungen durchgeführt – sie sind also längst angewandte Praxis in der Medizin. 

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.leben-mit-net.de 
www.leben-mit-prostatakrebs.de