Was ist ein Prostatakarzinom?1,2,3

Bei bis zu 45% der Männer kommt es ab dem 50. Lebensjahr zu einer Vergrößerung der Prostata. In vielen Fällen ist das lediglich ein gutartiges Wachstum der Prostatazellen. Doch manchmal verändert sich das Erbgut einzelner Zellen insofern, dass sie beginnen, sich unkontrolliert zu vermehren.1

Diese kleine unkontrolliert, eher langsam wachsende Gruppe von Zellen kann sich innerhalb der Prostata ausbreiten und das gesunde Gewebe verdrängen. So kann es vorkommen, dass sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten Symptome bemerkbar machen. Wenn die Tumorzellen das Blutkreislaufsystem oder das Lymphsystem erreichen, können sie benachbartes oder entferntes Gewebe befallen und Ableger bilden – sogenannte Metastasen. Diese können in Lymphknoten, Organen oder Knochen entstehen.2

Der Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland unter Männern. Pro Jahr werden nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums bundesweit etwa 65.820 Neuerkrankungen diagnostiziert. Das Risiko, im Laufe des Lebens an Prostatakrebs zu erkranken, liegt statistisch bei etwa 1 von 7 Männern, typischerweise im höheren Alter. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 71 Jahren.3

In den meisten Fällen wird Prostatakrebs im Rahmen der Früherkennung bei asymptomatischen Patienten entdeckt. Es gibt keine typischen Symptome in frühen Krankheitsstadien des Prostatakrebs.4

Mögliche Symptome in den fortgeschrittenen Stadien sind z.B. Beschwerden beim Wasserlassen, Schmerzen in den Knochen (z.B. im Becken), Blut in der Samenflüssigkeit, Blut im Urin oder erektile Dysfunktion.4

Früherkennung5,6

Männer, die Prostatakrebs in einem frühen Stadium haben, zeigen meistens keine Symptome. Das Früherkennungsangebot ab dem 45. Lebensjahr umfasst hauptsächlich die PSA-Wert-Messung, die als neue Standardmethode empfohlen wird (IGeL-Leistung).5 Eine Umsetzung der neuen Leitlinienempfehlungen in die Regelversorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung wird derzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geprüft.6

Die digitale rektale Untersuchung (DRU), die bislang als Standardmethode in der Prostatakrebsfrüherkennung eingesetzt wurde, kann im Rahmen der individuellen Risikoabschätzung und urologischen Diagnostik hinzugezogen werden. Die DRU ist eine schnelle und schmerzlose Untersuchung, die die Prostata auf mögliche Vergrößerung oder Verhärtung überprüft.5

Bei der PSA-Wert-Messung handelt es sich um die Messung des Prostata-spezifischen Antigen (PSA, ein Eiweißstoff, den ausschließlich die Prostata ausbildet), welches im Blut nachweisbar ist. PSA ist im Krebsgewebe höher konzentriert als in der gesunden Prostata. Ein erhöhter PSA-Wert oder sprunghafter Anstieg desselben kann auf Veränderungen der Prostata hindeuten. Dann sollte im Rahmen der individuellen Risikoabschätzung eine weiterführende Abklärung bei einer Urologin oder einem Urologen erfolgen sowie ggf. eine Magnetresonanztomografie (MRT) der Prostata.5

Diagnoseoptionen5,6

Neben den genannten Früherkennungsmethoden gibt es weitere diagnostische Mittel wie z.B.:

  • Ultraschall (transrektal)
    • Führt häufig die Biopsie, weniger relevant für Früherkennung allein.
  • Biopsie
    • Die Entnahme von Gewebe zur Probe.
  • MRT
    • Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Untersuchungsverfahren, das ohne Röntgenstrahlen arbeitet. Zur weiteren Abklärung bei erhöhtem PSA-Wert.
  • CT (Computertomographie)
    • Mit dieser Röntgen-Untersuchungsmethode können detaillierte Bilder vom Inneren des Körpers erstellt werden.
  • PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT) in einer Untersuchung kombiniert)
    • Nuklearmedizinische Untersuchungsmethode: Bei einem PET/CT wird ein dreidimensionales Bild erzeugt. Nuklearmediziner*innen nutzen das PET/CT, um beispielsweise Krebs-, Gehirn- und Herzerkrankungen zu erkennen.
  • Szintigrafie
    • Nuklearmedizinische Untersuchungsmethode: Mithilfe von schwach radioaktiv markierten Substanzen werden Vorgänge und Strukturen im Körper sichtbar gemacht.

Die Ursachen von Prostatakrebs sind bisher noch weitgehend unbekannt. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko einer Prostatakrebserkrankung erhöhen. Die wichtigsten bekannten Faktoren hierbei sind Alter und familiäre Veranlagung sowie Umwelteinflüsse, wie z.B. Ernährung. Ebenso spielen Lebens- und möglicherweise auch Arbeitsbedingungen eine Rolle.7

Alter: Das Alter wird als wichtigster Risikofaktor für Prostatakrebs angesehen. Bei einem 75-Jährigen liegt das Risiko in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken bei 7% - bei einem 35-Jährigen dagegen bei unter 0,1%.7

Gene und familiäre Veranlagung: Männer, in deren naher Verwandtschaft Prostatakrebs aufgetreten ist, haben ein zwei- bis sechsfach erhöhtes Risiko selbst zu erkranken. Das Risiko nimmt mit Anzahl, Alter und Nähe der betroffenen Verwandten weiter zu.7

Hormone: Diese sind ein wesentlicher Faktor bei der Krankheitsentstehung, obwohl die genaue Rolle nicht ganz klar ist.  Man weiß jedoch inzwischen, dass ohne das männliche Geschlechtshormon Testosteron, das vor allem in den Hoden produziert wird, kein Prostatakrebs entstehen kann.7

Man unterscheidet drei Therapiephasen5:

  • Das lokal begrenzte Prostatakarzinom, welches auf die Prostata beschränkt ist.
  • Das lokal fortgeschrittene Prostatakarzinom, das bedeutet, dass sich der Krebs bereits auf benachbarte Strukturen ausgebreitet hat. Das können die Blase, Beckenmuskeln oder der Enddarm sein.
  • Das fortgeschrittene, metastasierte Prostatakarzinom, hierbei hat sich der Krebs auf fernliegende Stellen ausgebreitet, wie z.B. auf Lymphknoten und Knochen.8


Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, welche abhängig vom Krebsstadium, Tumorgrad und individuellen Risikoprofil sind5,9:

  • Active Surveillance (aktive Überwachung): Bei lokal begrenztem Prostatakarzinom des niedrigen Risikoprofils.
  • Watchful Waitung (abwartendes Beobachten)
  • Hormontherapie (Androgendeprivation)
  • Strahlentherapie
  • Fokale Therapie
  • Operation inkl. Entfernung von Lymphknoten (Lymphadenektomie)
  • Chemotherapie
  • Radioligandentherapie
  • Radionuklidtherapie
  • PARP-Hemmung
  • Supportiv- und Palliativtherapien

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