8 Brustkrebs-Mythen und die Fakten

Allein in Deutschland bekommen alljährlich 70.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs.  Unter diesem Begriff werden bösartige Tumoren der Brust zusammengefasst. Bei einem bösartigen Tumor haben sich Zellen so verändert, dass sie sich ungebremst vermehren und das gesunde Gewebe verdrängen. Letztlich können diese Zellen nach einer Wanderung durch Blut oder Lymphe sogar andere Organe befallen. Noch immer kursieren Mythen und Irrtümer über den Brustkrebs. Mit diesem Artikel wollen wir diese entlarven und aufklären. 
Juli 30, 2025

Mythos 1:

„Größere Brust, höheres Erkrankungsrisiko“ – richtig oder falsch?

Falsch. Bis jetzt ist wissenschaftlich nicht bewiesen, dass große Brüste zu einem höheren Brustkrebsrisiko führen als kleinere. Allerdings können manch bekannte Risikofaktoren für Brustkrebs indirekt mit der Brustgröße zusammenhängen. Dazu gehört erstens Übergewicht nach den Wechseljahren. Grund: Manche Frauen bekommen durch ihr Übergewicht größere Brüste. Und Übergewicht ist nachweislich ein Risikofaktor für alle möglichen Tumorarten. So haben ältere Frauen mit großen Brüsten aufgrund von Übergewicht statistisch betrachtet ein höheres Risiko für Brustkrebs. Und es gehört zweitens dichtes Brustgewebe dazu. Brüste können größer sein, weil sie aus relativ viel Brustdrüsengewebe bestehen und so besonders dicht sind – folglich gibt es mehr Brustdrüsenzellen, in denen Krebs entstehen kann. 

https://academic.oup.com/ije/article/48/3/781/5523691 
https://www.jprasurg.com/article/S1748-6815(14)00585-3/abstract 
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2783508

Mythos 2:

„Stillen senkt das Risiko“ – richtig oder falsch?

Richtig. Nach einem Report des American Institute for Cancer Research und des World Cancer Research sinkt das Brustkrebsrisiko pro fünf Monate Stilldauer um zwei Prozent. In einem Land mit hohem Einkommen wie Großbritannien hat eine Frau, die zwei Kinder hat und bei jedem Kind zwölf Monate lang gestillt hat, laut einer anderen „Meta-Analyse“ ihr Brustkrebsrisiko um 8,6 Prozent gesenkt. Im Gegensatz dazu hatten Frauen, die drei oder mehr Kinder hatten und deren erste Schwangerschaft nach dem 25. Lebensjahr stattfand, ein um 106 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko, wenn sie nicht stillten. Etwa 4,7 Prozent der Brustkrebsfälle in Großbritannien sind darauf zurückzuführen, dass nicht gestillt wird.

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9972148/ 
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(02)09454-0/abstract 
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11060284/ 
https://www.aicr.org/wp-content/uploads/2020/01/breast-cancer-report-2017.pdf

Mythos 3:

„An Brustkrebs erkranken nur Frauen“ – richtig oder falsch?

Falsch. Auch Männer kann es treffen. 2022 wurde in Deutschland bei knapp 700 Männern Brustkrebs diagnostiziert – 100 mal weniger häufig als bei Frauen. Auch wenn es vergleichsweise selten vorkommt, sollten sich auch Männer regelmäßig selbst untersuchen und ihrem Arzt jede Veränderung melden. Brustkrebs bei Männern wird in der Regel als harter Knoten unterhalb der Brustwarze und des Warzenhofs entdeckt.

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html
https://www.brustkrebs-beim-mann.de/studien/

Mythos 4:

„Brustkrebs ist immer tödlich“ – richtig oder falsch?

Falsch. Die Überlebensrate bei Brustkrebs ist insbesondere davon abhängig, in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird und wie aggressiv die Krebszellen sind. Die relative Zehnjahres-Überlebensrate liegt in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts unter Frauen bei 83 Prozent und unter Männern bei 68 Prozent. Das relative Überleben berücksichtigt die Tatsache, dass nur ein Teil der Sterbefälle unter Krebspatienten auf die Tumorerkrankung selbst zurückzuführen ist. 

Seit Ende der 1990er Jahre gehen die Sterberaten an Brustkrebs auch dank verbesserter Früherkennung und verbesserter Therapiemethoden fortlaufend zurück, zuletzt am stärksten bei Frauen zwischen 60 und 69 Jahren. Das gesetzliche Früherkennungsprogramm bietet Frauen ab 30 Jahren die Chance einer jährlichen Tastuntersuchung beim Arzt. Frauen zwischen 50 und 75 Jahren haben im Rahmen des Mammographie-Screenings alle zwei Jahre Anspruch auf eine Röntgenuntersuchung der Brust.

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Methoden/Ueberlebensraten/ueberlebensraten_node.html

Mythos 5:

„Brustkrebs tritt immer mit einem Knoten als Erstsymptom auf“ – richtig oder falsch?

Falsch. Andere Warnhinweise können sein: Veränderungen der Brustwarzen wie neu auftretende Einziehungen an einer Stelle oder Einsenkungen der gesamten Brustwarze. Oder Entzündungen und Hautveränderungen oder Absonderungen, besonders wenn sie blutig sind oder nur einseitig auftreten. Ein neu vorkommender Größenunterschied beider Brüste kann ebenfalls verdächtig sein oder das unterschiedliche Verhalten beider Brüste beim Heben der Arme. Last not least: Hautauffälligkeiten wie die bereits genannten Einziehungen und andere auffällige Veränderungen der Haut (Großporigkeit, „Orangenhaut“), ebenso wie nicht abklingende Rötungen und Entzündungen. 

Knoten sind ohne Schulung meist erst ab ein bis zwei Zentimeter Größe tastbar - abhängig von ihrer Lage (direkt unter der Haut oder tiefer), der Brustbeschaffenheit (knotige oder nicht knotige Brust) und der Brustgröße. Sie lassen sich nicht verschieben, fühlen sich fest an und schmerzen in der Regel nicht. Es ist wichtig zu wissen, dass erstens nicht alle Brustkrebstumore tastbar sind – und zweitens nicht jeder Knoten Krebs bedeutet. Erst die Abklärung beim Arzt bringt Aufschluss.

https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/symptome.html

Mythos 6:

„Die Chemotherapie ist die einzige medikamentöse Behandlungsmöglichkeit“ – richtig oder falsch?

Falsch. Zwar kann die Chemotherapie vor oder nach der Operation angezeigt sein. Doch gibt es inzwischen gerade für den früh entdeckten Brustkrebs mehrere Therapieoptionen – und sogar einen Test, der anzeigt, ob der Verzicht auf eine „Chemo“ bei Patientinnen mit bestimmten Konstellationen möglich ist. Je nach vorliegender Tumorart entwickelt das Ärzt*innenteam - idealerweise gemeinsam mit dem/der Patient*in - einen individuellen Behandlungsplan. Abhängig von den Gewebemerkmalen kann eine antihormonelle Therapie über mehrere Jahre folgen, um ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern. Und/oder eine Behandlung mit sogenannten zielgerichteten Wirkstoffen, die das Wachstum der Krebszellen bremsen.

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10596062/
https://www.cancer.gov/types/breast/patient/breast-treatment-pdq
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf

Mythos 7:

„Bei früher Therapie kehrt der Brustkrebs nicht zurück“ – richtig oder falsch?

Falsch. Das Risiko hängt vom Stadium ab und von der Art des Brustkrebses. Bei hormonempfindlichen Tumoren, dem sogenannten HR-positiven Brustkrebs, kann es noch viele Jahre selbst nach frühzeitiger Diagnose und zunächst erfolgreicher Therapie zu Rückfällen kommen. Mehr als die Hälfte aller HR-positiven Brustkrebsrückfälle werden nach fünf oder mehr Jahre nach Erstdiagnose festgestellt. Bei etwa einem Drittel der Patientinnen mit dem hormonempfindlichen Brustkrebstyp im Stadium II entwickelt sich innerhalb von 20 Jahren ein Rückfall. Im Stadium III ist etwa jede zweite Patientin davon betroffen.

https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1701830?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200www.ncbi.nlm.nih.gov

Mythos 8:

„Brustkrebs trifft nur Ältere“ – richtig oder falsch?

Falsch. Obwohl Brustkrebs in der Regel eine Erkrankung älterer Frauen ist – das durchschnittliche Alter bei Erstdiagnose liegt bei 64 Jahren –, nimmt die Zahl der Diagnosen bei jüngeren Menschen weltweit zu. In Europa tritt mittlerweile über ein Fünftel der Brustkrebsfälle bei Frauen unter 50 Jahren auf. 

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9090760/
https://www.europadonna.org/breast-cancer/

 

Weitere Infos finden Patientinnen und Patienten unter https://www.leben-mit-brustkrebs.de/