Was ist Morbus Bechterew?

Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) bezeichnet zwei entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die hauptsächlich die Wirbelsäule betreffen. Dazu zählen die sogenannte nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) als Frühform der Erkrankung sowie die ankylosierende Spondylitis (AS), die in Deutschland vor allem als Morbus Bechterew bekannt ist. Bisher eher selten findet sich auch die Bezeichnung röntgenologische axiale Spondyloarthritis (r-axSpA). Ärzte trennen diese beiden Krankheitsbilder jedoch nicht grundsätzlich voneinander, weshalb auch vom axSpA-Spektrum gesprochen wird. Derzeit gilt in der Regel, dass nr-axSpA sich im Krankheitsverlauf zum Morbus Bechterew entwickeln kann – dies muss jedoch nicht immer der Fall sein. In Deutschland sind schätzungsweise 550.000 Menschen von axSpA betroffen, wobei rund 340.000 Personen an Morbus Bechterew erkrankt sind. Die Krankheit beginnt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Grundsätzlich zeigen beide Erkrankungen ähnliche Symptome. Ein typisches Symptom der axialen SpA ist der entzündliche Rückenschmerz. Diese Art von Rückenschmerz tritt vor allem oder vielleicht sogar nur in Ruhe auf. Er entwickelt sich besonders im Laufe der Nacht und in den frühen Morgenstunden und führt unter Umständen dazu, dass Betroffene erwachen. Die Rückenschmerzen nehmen meistens bei Bewegung wieder ab. Der wesentliche Unterschied zwischen der r-axSpA und nr-axSpA liegt darin, dass bei Morbus Bechterew bereits eine Versteifung oder Schädigung der Wirbelsäule mittels Röntgen nachweisbar ist, bei nr-axSpA ist dies noch nicht der Fall. 

Bis heute sind die Ursachen der Erkrankung nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es sich bei axSpA um eine Autoimmunerkrankung mit einem genetischen Zusammenhang handelt. Bei der Mehrheit aller betroffenen Patienten lässt sich das genetische Merkmal HLA-B27 (Human Leukocyte Antigen B27) nachweisen. HLA-B27 ist eine körpereigene Substanz, die bei der Regulierung der Immunreaktion eine wichtige Rolle spielt. Somit liegt die Vermutung nahe, dass zwischen diesem Gen und der bei axSpA vorliegenden Fehlsteuerung des Immunsystems ein Zusammenhang besteht. Doch nicht alle Menschen, die dieses Merkmal in sich tragen, entwickeln auch eine axSpA. Daher handelt es sich nicht um eine klassische Erbkrankheit, sondern vielmehr kann die Veranlagung für die Erkrankung vererbt werden.

Für eine korrekte Diagnose ist die Erfassung körperlicher Beschwerden sowie die körperliche Untersuchung von großer Bedeutung, insbesondere um den entzündlichen Rückenschmerz von „normalen“, also mechanischem Rückenschmerzen abgrenzen zu können. Die Diagnose sollte von einem entsprechenden Facharzt, einem Rheumatologen gestellt werden. Hierbei achtet der Arzt besonders auf Fehlhaltungen und Einschränkungen der Beweglichkeit sowie auf Gelenkentzündungen an Fingern und Zehen. Auch bildgebende Diagnosemethoden wie Röntgen und Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie) liefern einen wichtigen Anhaltspunkt für die axSpA. Zudem lassen sich bestimmte Entzündungszeichen bzw. Erbfaktoren, wie z. B. HLA-B27, im Blut nachweisen, die einen Hinweis für die korrekte Diagnose liefern können.

Die Therapie beruht auf mehreren Ansätzen. Der Schwerpunkt liegt auf der Kombination aus nicht-medikamentösen und medikamentösen Therapieoptionen sowie gezielten Patientenschulungen. Oberste Therapieziele sind dabei die Verringerung der Schmerzen, der Erhalt der Beweglichkeit und körperlicher Funktionen, die Verhinderung der strukturellen Veränderungen an Knochen und Gelenken sowie eine Verzögerung bzw. das Stoppen der Gelenkversteifung. Zu den medikamentösen Behandlungsoptionen zählen nichtsteroidale Antirheumatika, die schmerzlindernd und auch direkt entzündungshemmend wirken. Bei akuten Schüben können kurzzeitig lokal auch kortisonhaltige Spritzen eingesetzt werden – von einer intravenösen Gabe wird jedoch abgeraten. Da sie mit Nebenwirkungen und Begleiterkrankungen im Zusammenhang stehen, sollte diese Therapie nicht auf Dauer erfolgen. Außerdem stehen biotechnologisch hergestellte Medikamente, sogenannte Biologika, zur Verfügung. Sie sind gegen bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers, wie z. B. Interleukin-17, Interleukin-23 und Tumornekrosefaktor-alpha, oder direkt gegen Immunzellen gerichtet und können damit die Entzündung verringern. Ergänzt wird die Therapie durch nicht-medikamentöse Behandlungen wie Krankengymnastik, Wärmebehandlungen oder sportliche Aktivitäten. die bei der Therapie der axSpA helfen.

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