Die Brustkrebsdiagnostik hat zwei Ziele. Zunächst muss definitiv abgeklärt werden, ob es sich bei einer verdächtigen Veränderung der Brust – egal ob sie beim selbstständigen Abtasten oder durch den Arzt entdeckt wurde – um einen gutartigen Tumor oder um ein Mammakarzinom handelt.
Bestätigt sich letzteres, ist es wichtig zu ermitteln, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet. Weiters fließen auch Faktoren wie Alter, Komorbidität, Menopausenstatus, Hormonrezeptor- und Wachstumsfaktor (Her2/neu)-Positivität und Differenzierungsgrad des Tumors in die Planung der Therapie ein.
Um all diese auch im Hinblick auf die Prognose wichtigen Fragen zu beantworten, wird bei Verdacht auf ein Mammakarzinom in folgenden Schritten vorgegangen:
Anamnese und körperliche Untersuchung
Bei einem ausführlichen Gespräch mit der Patientin erkundigt sich der Arzt/die Ärztin nach den aktuellen Beschwerden und nach der Krankengeschichte. Außerdem muss er oder sie wissen, ob Risikofaktoren für ein Mammakarzinom vorliegen, also ob die Frau hormonell verhütet, eine Hormonersatztherapie erhalten hat oder ob es in ihrer Familie bereits Brustkrebsfälle gab.
Bei der körperlichen Untersuchung steht die Inspektion und die Tastuntersuchung der Brüste sowie Achselhöhlen im Mittelpunkt. Findet der Arzt beim systematischen Abtasten der Brust Verhärtungen oder Knoten, werden Größe, Form, Konsistenz, Abgrenzbarkeit und Verschieblichkeit gegen das umliegende Gewebe sowie Schmerzempfindlichkeit überprüft und dokumentiert.
Ultraschalluntersuchung und Magnetresonanztomographie
Beide Verfahren werden ergänzend zur Mammographie eingesetzt und können bei bestimmten Fragestellungen und unklaren Mammographiebefunden wichtige Zusatzinformationen liefern. Zur alleinigen Abklärung von Veränderungen der Brust sind sie nicht geeignet. Bei Frauen unter 40 Jahren, Schwangeren und stillenden Müttern empfehlen die Leitlinien, zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchzuführen. Lautet der Befund eindeutig gutartig, kann dadurch die mit der Mammographie einhergehende Strahlenbelastung vermieden werden. Auch bei Frauen, deren Brust sehr dicht und deshalb in der Mammographie schwerer zu beurteilen ist, sollte ergänzend eine Sonographie durchgeführt werden.
Biopsie
Die Biopsie ist unabdingbar, um definitiv feststellen zu können, ob eine verdächtige Veränderung der Brust bösartig ist. Dabei werden Gewebeproben mit Hilfe von Hohlnadeln aus der Brust entnommen und anschließend im Labor untersucht.
Die sogenannte geschlossene Biopsie wird in lokaler Betäubung vorgenommen, verursacht kaum Schmerzen und hat abgesehen von gelegentlichen Blutergüssen nur selten Nebenwirkungen. Deshalb kann dieses Diagnoseverfahren ambulant durchgeführt werden.
Anders bei der offenen Biopsie: Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, der meist unter Vollnarkose vorgenommen wird und in aller Regel erfordert, dass die Patientin über Nacht im Spital bleibt. Ihr Einsatz beschränkt sich inzwischen auf Fälle, in denen geschlossene Biopsieverfahren kein eindeutiges Ergebnis gebracht haben. Anschließend werden die Gewebeproben im Labor untersucht. Finden sich unter dem Mikroskop Krebszellen, gilt die Diagnose Mammakarzinom als gesichert. Eigenschaften des Tumors werden näher bestimmt und im Rahmen des sogenannten Gradings wird ermittelt, wie schnell sich die Krebszellen teilen. Ein gerade im Hinblick auf die Therapie wichtiges Kriterium ist auch der Hormonrezeptorstatus.
Ergänzende Untersuchungen
Steht die Diagnose "Mammakarzinom" fest, müssen oft noch weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Sie dienen in erster Linie zur Feststellung, ob sich der Krebs bereits im Körper ausgebreitet hat, und wenn ja, in welchen Organen sich die Metastasen angesiedelt haben. Dies geschieht durch ein sogenanntes Staging. Dazu gehört die Ermittlung des Lymphknotenstatus, der angibt, ob Tumorzellen in die Lymphknoten vorgedrungen sind. Weiters umfasst das Staging eine Mammographie und Mammasonographie sowie ein Röntgen der Lunge, einen Ultraschall des Bauches und eine Skelettszintigraphie zum Ausschluss/Nachweis von Fernmetastasen. Je nach Befund dieser Untersuchungen können eventuell weiterführende Untersuchungen (Computertomographie oder Magnetresonanztomographie) notwendig werden. Routine ist zudem eine Laboruntersuchung des Blutes.
Warum ist es besonders wichtig, Genmutationen aufzuklären?
OA Dr. Arik Galid (Hanusch Krankenhaus, Wien) erklärt im folgenden Video relevanten Merkmale bei der Entstehung der Erkrankung: